Riesige Ibis-Farmen im alten Ägypten nur ein Mythos?

Erstellt am 20. November 2019, 9:56 Uhr

Mit seinem krummen Schnabel und der buckligen Gestalt ist der Ibis kein besonders schöner Vogel. Doch für die Ägypter war diese Vogelart heilig. Bisher hieß es, dass die Ägypter die etwa 70 cm großen Vögel in weitläufigen Farmen gezüchtet haben. Doch nun haben Forscher einer Universität in Brisbane anhand von DNA-Analysen überraschende Entdeckungen gemacht.

Ibis

Forscher machen neue Erkenntnisse zum Ibis-Kult im Alten Ägypten.

Studie der Griffith University deckt neue Tatsachen auf

Zu Zeiten der alten Ägypter wurde der Ibis sehr verehrt. So wurde der heiß begehrte Vogel, der sich gern in tropischen Gefilden aufhält, von ihnen mumifiziert oder für Rituale geopfert. In der Kultur, in der solche Opferrituale praktiziert wurden, spielte das Tier vor allem eine bedeutende Rolle in Verbindung mit dem Gott der Weisheit. Der Ibis war sozusagen das heilige Tier von Thot, so der Name des Gottes in der ägyptischen Mythologie. Dargestellt wurde er mit einem Ibis-Kopf.

Bislang war bekannt, dass die Ägypter die Tiere damals in riesigen Farmen züchteten, bevor sie die Tiere für ihre rituellen Praktiken eingesetzt haben. Doch in einer neuen Studie, angeleitet von Sally Wasef (Griffith University), wurde herausgefunden, dass die vielen Ibisse damals in freier Wildbahn gelebt haben. Doch wie kommen die Forscher zu diesen Ergebnissen?

In der umfassenden Studie wurde Genmaterial von 40 über 2.500 Jahre alten Ibis-Mumien isoliert, darunter aus den drei Katakomben Abydos, Tuna el-Gebel und Sakkara. Deren Genmaterial wurde mit dem Erbgut von den heute in Afrika lebenden Ibissen verglichen. Das überraschende Resultat: Die Ibis-Mumien wiesen ein sehr vielfältiges Erbgut auf – und zwar so stark, dass die Wissenschaftler eine damalige Farmzucht der Vögel ausgeschlossen haben. Solch ein diverses Erbgut fanden die Forscher bisher nur bei wildlebenden Vögeln vor, wie etwa bei den modernen heute in Afrika lebenden Populationen.

Die Daten der aktuellen Studie sagen aus, dass es die besagten Ibis-Farmen im alten Ägypten nicht gegeben hat. Vielmehr ziehen die Wissenschaftler aus ihren Ergebnissen den Schluss, dass die heiligen Vögel damals in der Wildnis gezähmt sowie gefüttert wurden und höchstens in kleineren Gehegen untergebracht waren. Auch, dass die Vögel kurz vor den Mumifizierungspraktiken eingefangen wurden, entspricht der Vermutung von Wasef und ihren Kollegen.

Mittlerweile ist die damals vergötterte Vogelart in Ägypten ausgestorben und weitestgehend in der Region der Sahara angesiedelt.