Archäologie: Neue Erkenntnisse über die Schulzeit im Alten Ägypten

Erstellt am 27. November 2014, 12:32 Uhr

Das Ägypten der Frühzeit gehört wohl zu den faszinierendsten Hochkulturen der Menschheitsgeschichte. Doch während wir beispielsweise über die Religion der damaligen Zeit oder die Pharaos zwar inzwischen einiges wissen, geben uns gerade viele Bereiche des gesellschaftlichen Zusammenlebens noch einige Rätsel auf. Doch nun haben Historiker aus antiken Papyri neue Erkenntnisse über den Alltag in einer wichtige Epoche im Leben gezogen: Die Kindheit und die Jugend der Ägypter. Die entsprechenden Aufzeichnungen stammen aus dem großen Papyrus-Fundus von den uralten Müllkippen des Ortes Oxyrhynchos, der in der damaligen Zeit eine Art Verwaltungshauptstadt darstellte, wo entsprechend viel „Papierkram“ produziert wurde.

Die Elite besuchte das Gymnasion

Zunächst sei gesagt: So groß, wie man erwarten würde, sind die Unterschiede zwischen der altägyptischen und unserer modernen Gesellschaft gar nicht. Denn damals wie heute hatten Kinder aus finanziell besser gestellten Familien größere Chancen im Leben. Ab dem Alter von 14 Jahren konnten Söhne wohlhabender Eltern (Töchter blieben außen vor) das sogenannte Gymnasion besuchen. Hier standen beispielsweise Philosophie, Mathematik oder Sport auf dem Stundenplan. Vor allem aber wurden die privilegierten Jungs schon auf ihre kommenden Führungspositionen in den ägyptischen Städten vorbereitet. So lernten sie, Reden zu halten und verinnerlichten wichtige gesellschaftliche Werte. Die Freundschaften, die dabei geknüpft wurden, dienten als „Networking“ für die Zukunft, wenn die Knirpse Führungspositionen inne haben würden.

Die meisten Jugendlichen gingen in die Lehre

Einen Platz im Gymnasion bekamen nur Kinder, dessen Eltern der „Zwöf-Drachmen-Steurklasse“ waren, was auf 10-25% der Bevölkerung zutraf. Die anderen Kinder mussten Ausbildungen antreten, beispielsweise für handwerkliche Tätigkeiten, was bis zu vier Jahre in Anspruch nahm. In Oxyrhynchos gingen viele in die Lehre, um Weber zu werden – dieser Industriezweig war hier sehr stark. Auch Sklaven unterschrieben übrigens Arbeitsverträge, nur dass sie statt zu Hause bei ihren Lehrherren wohnten.

In den Müllbergen von Oxyrhynchos finden sich noch viele Schätze für Historiker und Archäologen: Neben offiziellen Aufzeichnungen auch Briefe, Keramikwaren und sogar Spielzeuge aus verschiedenen Jahrhunderten. Die Chancen stehen also gut, dass wir in den nächsten Jahren noch mehr über diese faszinierende Kultur lernen werden.