Anschlag auf Sinai bringt Präsident und Tourismus in Bedrängnis

Erstellt am 27. Oktober 2014, 16:05 Uhr

Nach dem verheerenden Bombenanschlag auf eine ägyptische Armee-Einheit auf der krisengeschüttelten Sinai-Halbinsel hat die Regierung in Kairo für Teile des Sinai einen dreimonatigen Ausnahmezustand verhängt. Er gilt seit Samstag und betrifft vor allem den Norden und das Zentrum der Halbinsel, wie ein Sprecher des Präsidenten mitteilte. Nach amtlichen Angaben gilt zudem eine allgemeine Ausgangssperre zwischen 17 und 7 Uhr. Armee und Polizei würden alle notwendigen Maßnahmen einleiten, um im Kampf gegen den Terror voranzukommen und die Islamisten auszuschalten. Das dies militärisch praktisch unmöglich ist, wird offen ausgeblendet. Zudem wurde eine dreitägige Staatstrauer angeordnet. Am Freitag war an einem Kontrollpunkt der Regierungsarmee eine Autobombe explodiert. Dabei wurden nach offiziellen Angaben 30 Soldaten getötet und 29 weitere teils schwer verletzt. Regierung und Armee machen islamistische Gruppen mit Verbindungen zum „Islamischen Staat“ für das Attentat verantwortlich.

Tourismusbranche erneut schwer getroffen

Es handelte sich um den folgenschwersten Angriff auf Al-Sisis Sicherheitskräfte seit der Entmachtung von Mohammed Mursi durch das Militär im Sommer 2013. Das ägyptische Militär geht seit etlichen Jahren mit großer Härte auf dem Sinai gegen islamistische Milizen und Stämme vor, die sich nach den arabischen Aufständen und dem Sturz des Machthabers Husni Mubarak 2011 dort ausgebreitet hatten. Immer wieder werden Anschläge auf die Sicherheitskräfte verübt. Das die Islamisten auch deshalb großen Zulauf haben, weil die Behörden korrupt und Armee und Polizei mit oft maßloser Gewalt gegen die Zivilbevölkerung vorgehen, verschweigen die führenden Politiker und Generäle in Kairo. Vor allem der Tourismus leidet durch die sich zuspitzende Lage. Der Fremdenverkehr auf dem Sinai steckt schon seit Jahren in der Krise, nun dürften die Einbrüche an Besucherzahlen noch einmal deutlich zunehmen. Wer den „Gordischen Knoten“ aus Rache und Vergeltung zerschneiden soll, dass weiß in Ägypten niemand!