Assuan-Staudamm Ägypten

Assuan-Staudamm

Ein rauer Wind umweht die Köpfe der Besucher, wenn sie vom Assuan-Staudamm aus staunend auf das unendliche Blau des Nassersees schauen. Ägyptens größter See und nach der Wassermenge der drittgrößte Stausee der Welt liegt im Süden des Landes rund 13 km von der Stadt Assuan entfernt. Am Assuan-Staudamm enden nicht nur zwangsläufig alle Nilkreuzfahrten, er ist selbst auch zu einer gern besuchten Sehenswürdigkeit geworden, denn er ist ein Meisterwerk menschlicher Baukunst.

Schon 1902 wurde in rund 7 km Entfernung ein erster – der alte – Staudamm errichtet, der bis ins Jahr 1933 immer wieder erweitert wurde. Der für die Landwirtschaft Ägyptens so wichtige Nilschlamm konnte diesen Damm noch passieren.

1960 begannen schließlich die Bauarbeiten zu einem neuen gewaltigen Staudamm, der elf Jahre später eröffnet wurde. An die sowjetische Hilfe für dieses milliardenschwere Bauunternehmen erinnert heute noch die Lotosblüte mit einem Zahnrad in ihrer Mitte, ein Denkmal aus Beton am westlichen Ende des Assuan-Staudammes. Der neue Staudamm besteht aus einer Schotteraufschüttung und einem Lehmdichtungskern, die von einem Betonmantel umgeben sind. Er ist rund 3,8 km lang und 111 m hoch.

Der neue Assuan-Staudamm sichert die landwirtschaftliche Nutzung riesiger Flächen, da seit seiner Erbauung die dauerhafte Bewässerung garantiert werden kann. Auch bietet dieser Staudamm einen nicht zu unterschätzenden Schutz vor Hochwasser. Das Wasserkraftwerk am Nassersee produziert so viel Strom, dass er bis in das rund 800 km entfernte Kairo geleitet werden kann.

Doch dieses Riesenprojekt hat auch seine Schattenseiten: rund 100 000 Menschen, zumeist nubische Bauern, mussten umgesiedelt werden. Ihre Dörfer wurden den Fluten des Nassersees preisgegeben, große Teile der nubischen Kultur sind für immer zerstört worden. Ebenso erging es zahlreichen Kulturgütern Ägyptens, die nun auf dem Grund des Nassersees ruhen. Nur eine Handvoll konnte durch kostspielige Umsetzungen gerettet werden, darunter der berühmte Tempel Abu Simbel und der Philae-Tempel. Seit der Entstehung des Assuan-Staudamms finden die alljährlichen Überschwemmungen des Nils nicht mehr statt, der kostbare Nilschlamm kann nicht mehr genutzt werden und Bodenerosionen sind die Folge. Der Nilschlamm setzt sich dafür im Nassersee ab, so dass in rund 500 Jahren die Besucher des Assuan-Staudammes auf einen versandeten See ohne Wasser blicken werden.