Faszination Ägypten

Die Briten

Die offizielle Herrschaft der Briten dauerte in Ägypten von 1882 bis 1922. Großbritannien hatte strategisches sowie wirtschaftliches Interesse an diesem afrikanischen Land. Einerseits stellte das Land mit dem Suezkanal den kürzesten Seeweg in die wirtschaftlich wichtigste britische Kolonie (Indien) dar, andererseits war durch den Amerikanischen Bürgerkrieg die Baumwolle in England knapp geworden, die in Ägypten von hoher Qualität war. Um Einfluss im Land zu gewinnen nutzten die Briten ihre Chance gegen die Franzosen, die sich Ägypten zu dieser Zeit ebenfalls zunutze machen wollten. Sie kauften dem verschuldeten Khedive seine Rechte am Suez Kanal ab und hatten so den Fuß in der Tür.

1882 besetzten britische Truppen das nordafrikanische Land. Die Urabi Bewegung, die nationale Volksbewegung der Jungägypter, wurde durch den britischen Einmarsch zerschlagen, die offizielle Zuordnung Ägyptens zum Osmanischen Reich blieb jedoch bestehen. Der Khedive blieb Statthalter des türkischen Sultans, der wahre Herrscher des Landes war aber ein britischer Generalkonsul. Unter Lord Cromer, dem ersten dieser Konsule, wurde die ägyptische Landwirtschaft auf Baumwolle umgestellt. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurde das Land zum britischen Protektorat, was bedeutete, dass die Verbindung zum Osmanischen Reich endgültig aufgehoben wurde. Zur Zeit des Krieges wurde im Land Kriegswirtschaft betrieben – die Bevölkerung verarmte und Großbritannien profitierte.

Die Stimmung gegen die Briten wurde immer negativer und fand ihren Höhepunkt nach Beendigung des Krieges in der Etablierung einer nationalen Freiheitsbewegung. 1919 wurde eine ägyptische Delegation zu den Friedensverhandlungen in Frankreich versandt, um die Zukunft Ägyptens zu planen. Diese wurde jedoch in Europa nicht ernst genommen, Verhaftungen fanden statt und so wurden Massenproteste, Unruhen und Streiks ausgelöst. England musste seine Strategie ändern und setzte nun auf die Unabhängigkeit des nordafrikanischen Staates. Mit der Declaration of Egypt wurde das Land 1922 weitgehend unabhängig und im selben Jahr wurde König Fu’ad zum König ausgerufen. Die britische Herrschaft fand somit ihr offizielles Ende, die Briten übten dennoch Jahre später noch Einfluss aus, da das Protektorat de facto weiterbestand.