Ägyptens Präsident will mit Wirtschaftsaufschwung aus der Krise

Erstellt am 5. Juni 2015, 16:03 Uhr

Ägypten´s Staatschef Al-Sissi, Präsident und Möchtegern-Pharao in einer Person, war zu Gast in Deutschland. Und um von den immer schlimmeren Zuständen im Reich am Nil abzulenken, klingelte erst einmal finanziell die Kasse. So schaffte es Al-Sissi, zahlreiche große Aufträge an Bord zu ziehen. So baut Siemens in Ägypten neue Gas- und Windkraftwerke im Wert von rund acht Milliarden Euro und verzeichnet damit den bisher größten Auftrag in seiner langen Unternehmensgeschichte. Die Verträge wurden im Beisein von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) unterzeichnet. Die Regierung Al-Sissis ist wegen Menschenrechtsverletzungen mehr als nur umstritten. „Mit diesen noch nie dagewesenen Verträgen unterstützen Siemens und seine Partner die wirtschaftliche Entwicklung Ägyptens“, erklärte Siemens-Chef Joe Kaeser. Der Auftrag umfasst die Lieferung von zwölf Windparks; für die Fertigung der Rotorblätter werden in der Region bis zu 1.000 Ausbildungs- und Arbeitsplätze geschaffen, so Ägyptens Wirtschaftsminister.

Politisch ist Al-Sissi eine fragwürdige Figur

Desweiteren ist der Bau von drei Gaskraftwerken geplant. Aufträge für diese Kraftwerke mit modernen Gasturbinen bekommt Siemens momentan nur im Ausland, da in Europa und auch in Deutschland Flaute herrscht. Siemens plant deshalb einen weiteren Abbau Tausender Arbeitsplätze, davon 2.200 in Deutschland. Politisch war Al-Sissis Besuch in Berlin nicht so erfolgreich. Seine Pressekonferenz mit Angela Merkel mündete in einem handfesten Eklat, als eine als Journalistin verkleidete Frau ihn als „Mörder“ titulierte. Ganz Unrecht hat die Frau wohl nicht, denn nicht nur echte und vermeintliche Islamisten verschwinden immer zahlreicher in den Gefängnissen des Landes. Das Kanzlerin Merkel, die sich z.B. seit Beginn ihrer Kanzlerschaft von anderen Potentaten wie Assad in Syrien immer fernhielt, nun plötzlich mit Figuren wie Al-Sissi Geschäfte macht, dürfte in erster Linie mit der Angst vor dem erstarkenden „Islamischen Staat“ zu haben. Al-Sissi gilt als das kleinere Übel. Ob diese Rechnung auf Dauer aufgeht, darf aber mehr als bezweifelt werden.